Warum finde ich keinen Therapieplatz? – Die große Bedeutung von Kassensitzen für mehr Therapieplätze

„Aber es fehlen doch gar keine Therapieplätze!“ – „Du hast nicht ganz unrecht ...“

Fälschlicherweise wird oft aus der Politik angenommen, dass es uns an Psychotherapeut:innen fehlen würde. Das ist falsch. Die Anzahl der Psychotherapeut:innen ist in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Damit logischerweise auch das Angebot an Therapieplätzen. Dennoch erhalten nicht alle Betroffenen eine bedarfsgerechte und zeitnahe psychische Versorgung. Das Problem liegt also nicht darin, dass uns Therapeut:innen fehlen, sondern dass es an Kassensitzen mangelt, die mehr Therapieplätze ermöglichen.

Was aber sind eigentlich Kassensitze?

Vereinfacht gesagt ist ein Kassensitz die Zulassung, um vertragsärztlich tätig zu werden. Dadurch können Praxen u. a. psychotherapeutische Behandlungen über die Krankenkassen abrechnen.

Das bildet zugleich die Grundlage, um Therapieplätze allen unabhängig bspw. von der finanziellen Situation der psychisch kranken Menschen – zugänglich zu machen.

Und wo liegt jetzt das Problem?

Die Kassenärztlichen Vereinigungen steuern die Anzahl der Kassensitze in den jeweiligen Bundesländern durch eine sogenannte Bedarfsplanung.

Die für die Bedarfsplanung zugrundeliegenden Daten haben jedoch ihren Ursprung im Jahr 1999 - das ist fast 25 Jahre her. Und seither hat sich kaum etwas geändert!

Es gibt zwar mittlerweile die Möglichkeit für mehr Praxen, sich seit der Einführung des „Morbiditätsfaktor“ auch ohne Kassensitz niederzulassen. Jedoch ist in diesen Praxen die Behandlung nur Menschen mit privater Krankenversicherung oder Selbstzahlung vorbehalten. Dadurch wird Psychotherapie zu einem Privileg, dass man sich finanziell leisten können muss.

Wichtige Kennzahlen für die Bedarfsplanung der Kassensitze bleiben lediglich die Bevölkerung einer Region und nicht, wie viele Menschen tatsächlich psychisch erkranken und genauso wenig hängt es davon ab, wie viele Therapeut:innen praktizieren.

Deshalb sind trotz steigender Psychotherapeut:innen kaum freie Kassensitze für die Psychotherapie verfügbar. Praxen, die einen Kassensitz wollen, bleibt nur die Übernahme einer frei gewordenen Kassenzulassung. Das ist zusätzlich mit hohen Kosten – oft bis zu sechsstelligen Beträgen – verbunden. Im Zuge der eh schon kostspieligen Ausbildung für Psycholog:innen in Ausbildung, die nicht adäquat vergütet werden, ein großes weiteres Problem unserer politischen Strukturen!

Zusammenfassung

  • Kassensitze erlauben die Abrechnung über die Krankenkassen.

  • Wir brauchen mehr und günstigere Kassensitze, um mehr Therapieplätze zu ermöglichen.

  • Wir brauchen eine wirklich bedarfsorientierte Planung!

Was wir brauchen?

Wir brauchen mehr Kassensitze, um allen Betroffenen einen bedarfsgerechten und zeitnahen Zugang zu Therapieplätzen zu ermöglichen.

Kurz: Wir brauchen Therapieplätze jetzt!

Wie du dich für mehr Kassensitze & mehr Therapieplätze engagieren kannst?

Sei Teil unserer digitalen Demo am 17. Oktober 2022, um 17 Uhr. Mehr Informationen findest du HIER.

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Quellen und weiterführende Links:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/streit-um-kassensitze-aerger-fuer-angehende-100.html
https://info.doctolib.de/blog/kassensitz-psychotherapie-kaufen-kosten-und-verdienst/
https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-910940
https://www.kvno.de/bekanntmachungen/ausschreibungen

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